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Donnerstag, 12. März 2015

Ferrero - vom italienischen Kleinbetrieb zum Weltkonzern - Nutella, Mon Chérie, Raffaello

Am Sa, 14.2.15, im Alter von 89 Jahren, starb in Monte Carlo mit Michele Ferrero ein Jahrhundertunternehmer und zugleich der reichste Italiener (mit einem geschätzten Vermögen von 27 Mia. Dollar weit vor Berlusconi).



Aus einem kleinen Familienbetrieb in Alba (Piemont) formte er den heutigen Weltkonzern Ferrero und machte die Nuss-Schokoladencreme Nutella, welche jedes Kind kennt, zu einem der bekanntesten Produkte auf dem Planeten. Die Firma gilt heute als wertvollstes Unternehmen Italiens, das sich längst global aufgestellt hat. Der Umsatz im Jahr 2014 betrug 8,1 Mia. Euro bei fast 800 Mio. Euro Gewinn. In rund 20 Ländern arbeiten heute rund 30'000 Mitarbeiter in verschiedenen Produktionsstätten von Ferrero.







Die Anfänge waren bescheiden. Vater Pietro eröffnete sein Süsswarengeschäft im Jahr 1923. Da Kakao in dieser Zeit nur begrenzt erhältlich ist, experimentiert er mit Nüssen ( es hat viele Nussbäume im Piemont). Er erfindet die Streichschokoladenusscreme, die köstlich auf Brot schmeckt.


Als sein Vater stirbt, übernimmt Michele mit 33 Jahren das Zepter. In den 50er-Jahren beschliesst er, in Deutschland eine Fabrik zu bauen. Seine Pionierleistung ist 1956 Mon Chérie, ein Praliné mit einverleibter Kirsche, das er zunächst nur in Deutschland auf den Markt bringt.





Wirklich gross wurde Ferrero, als der Chef die Schokoladencreme 1964 in Nutella umbenannte. Wenige Jahre später kam die Kinder-Schokolade auf den deutschen Markt, die ersten Ueberraschungseier gab es ab 1974.




Nicht genug damit -  die Amerikaner überzeugte Ferrero mit den Lutschdragées Tic Tac, für trendige Konsumenten kreierte er Raffaello, und übriggebliebene Nuss-Krümel verwertete er in Hanuta.






1997 übergab Michele die Leitung an seine Söhne Giovanni und Pietro Ferrero jun. ( Pietro starb 2011 an einem Herzinfarkt).


Mit Michele Ferrero starb einer der letzten wahren Patrons. Man verzieh dem Patriarchen sogar, dass er die letzten Jahre seines Lebens im steuerfreundlichen Monaco verbrachte.
Sein Unternehmen führte er stets mit harter Hand, war aber zugleich spendabel und als Chef bei der Belegschaft sehr beliebt. Der strenggläubige Katholik wollte nie ein Star sein, Zeit seines Lebens gab er nie ein Interview. Er lebte vor allem für seine Firma. Zu Sitzungen lud er seine Manager mit Vorliebe am Sonntag nach der Messe - weil die Werktage ja fürs Werken und nicht fürs Sitzen gedacht waren.


Obwohl die Holding heute ihren Sitz in Luxemburg hat, ist Ferrero bis heute nicht an der Börse kotiert. Man ist stolz darauf, sich aus eigener Kraft zu entwickeln.


Die Firmengeschichte von Ferrero ist eines dieser klassischen Beispiele aus der Blüte des italienischen Familienkapitalismus, eine Geschichte des Aufstiegs aus der kleinen Provinz in die grosse Welt, eine ferne Erinnerung.